Die Neuausrichtung der Aids Hilfe Wien wird ab 2020 drei zentrale Punkte umfassen und dabei den Fokus auf sexuell übertragbare Infektionen (STI) legen. Damit wird auch ein deutlich breiteres Test-Sortiment zur Verfügung stehen.
Beim Wiener Aidstag 2019 informierten zahlreiche Experten zum Thema HIV im Kontext sexueller Gesundheit. Im Fokus standen dabei die Themen „Umgang mit STI“, „Leben mit HIV im Jahr 2020“, „Zugang zu HIV-Therapien“ und „Krisenintervention und Sexualberatung im Wandel der Zeit“. Aids Hilfe Wien-Obmann Wolfgang Wilhelm stellte dazu die strategische Neuausrichtung seiner Institution vor.
HIV nicht isoliert betrachten
Das von ihm vorgelegte Neukonzept „Aids Hilfe Wien 2020“ trägt den aktuellen internationalen Entwicklungen im HIV- und AIDS-Bereich Rechnung, bettet HIV im Kontext aller STI ein und erweitert die bisherigen Test- und Beratungsangebote um ein Behandlungszentrum, eine Beratungsstelle sowie eine Anlaufstelle für männliche Sexarbeiter.
Im Jahr 2018 führte die Aids Hilfe Wien insgesamt 10.381 Tests durch. „Wir dürfen HIV nicht länger isoliert betrachten, sondern wollen unsere Zuständigkeit auf alle sexuell übertragbaren Krankheiten (STI) ausweiten: HIV, Syphilis, Tripper, Chalmydien und virale Hepatitis. Weiters wollen wir das Heimtestsystem S.A.M. nach Österreich bringen, das gerade für Menschen in Niederösterreich und im Burgenland interessant ist“, so Wilhelm.
Syphilis am Vormarsch
Eindrucksvoll schilderte Dr. Katharina Grabmeier-Pfistershammer von der Medizinischen Universität Wien wie zwar die HIV-Infektionen rückläufig sind, dafür Infektionskrankheiten wie Syphilis oder Gonorrhoe aber steigen. Dies sei oberflächlich auch auf die häufigere Verwendung der PrEP zurückzuführen, da diese zwar vor HIV schützt, nicht aber vor anderen STI. Allerdings sind mit Einnahme der PrEP auch engmaschige Untersuchungen verbunden. Und damit werden langfristig auch STI Inzidenzen reduziert.
Weitere Neuerungen
Daher sei der Schritt zur umfassenden Testung auf die „Top 5 STI“ nur logisch, so Wolfgang Wilhelm. Des Weiteren soll eine eigene Arztpraxis integriert werden: Für HIV-positiv getestete Menschen soll der Weg zur HIV-Therapie geebnet und kürzer gestaltet werden. Für andere STI, für relevante Schutzimpfungen und für die biomedizinische Prävention soll die Möglichkeit der direkten, diskriminierungsfreien und lebensweltakzeptierenden Behandlung neu geschaffen und dazu eine Arztpraxis im Aids Hilfe Haus integriert werden.“
Mit der Verkürzung der Testberatung und der klaren Trennung zwischen Testung und Beratung soll zudem sichergestellt werden, dass alle Interessierten auch wirklich einen Test- bzw. Beratungstermin wahrnehmen können. Dies sei bei besonders stark frequentierten Tagen nicht immer möglich gewesen.
Neu geschaffen werden soll eine niederschwellige Anlaufstelle für männliche Sexarbeiter. „Hier geht es um Sexarbeitsmigration, Jugendliche, Illegalität, unterschiedliche sexuelle Orientierungen, Zwang, Gewalt, Kriminalität, Stigmatisierung, soziales Elend, Substanzkonsum – und um HIV und STDs. Daher wollen wir im deutschen Sprachraum vorhandenes Know-how nutzen und nach internationalen Vorbildern beginnen eine Anlaufstelle für männliche Sexarbeiter in Wien aufzubauen“, so Obmann Wilhelm.
Weitere Infos findest du auf www.aids.at
Autor: Lukas Winter
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