Die zur Verfügung stehenden Impfungen bieten Schutz, sowohl gegen häufige, in der Vergangenheit mit einer hohen Morbidität bzw. Mortalität verbundenen Infektionskrankheiten (meist sind damit „Kindekrankheiten“ gemeint) als auch gegen seltene, meist reiseassoziierte Infektionen (zB Gelbfieber, Tollwut), für die es oft auch keine spezifische Therapie gibt.
Aller Unvernunft zum Trotz würden viele Menschen an Infektionen wie Diphtherie, Frühsommer Meningoenzephalitis, Hepatitis B, Keuchhusten, Masern, Mumps, Poliomyelitis, Röteln etc. sterben, wenn es nicht Schutzimpfungen geben würde. Dank dieser konnten beispielsweise die Pocken ausgerottet oder die Meningitis mit Haemophilus influenzae Typ B nahezu zum Verschwinden gebracht werden. Mit den modernen Impfstoffen gegen Meningokokken wird auch diese gefürchtete eitrige Hirnhautentzündung bald stark zurückgedrängt werden können. In Studien konnte gezeigt werden, dass mittels der Impfung gegen humane Papillomaviren die Rate an Gebärmutterhalskrebs bei Frauen effektiv reduziert werden konnte.
Herdenimmunität als Schutz für alle
Da die meisten von uns diese Infektionskrankheiten nicht mehr kennen, und das individuelle Leid, welches sie über die Menschen gebracht haben, vergessen worden ist, glauben viele, man muss nicht mehr impfen. Nur, das ist leider nicht so. Ein Negativbeispiel sind die auch in Österreich immer wieder auftretenden Masernausbrüche.
Denn Masern können in seltenen Fällen auch Komplikationen verursachen wie zB Mittelohrentzündungen, Lungenentzündungen, Bronchitis oder Durchfallerkrankungen. Gefürchtet sind jedoch die neurologischen Komplikationen, wobei das Risiko an der subakuten sklerosierenden Panenzephalitis (SSPE) zu erkranken desto größer ist, je jünger das Baby zum Zeitpunkt der Infektion war.
Impfungen dienen nicht nur zum eigenen Schutz, sondern auch zum Schutz jener nicht-immunen Mitmenschen, die nicht selbst geimpft werden können, weil sie immunsupprimiert sind. Dieser Schutz ist gegeben, wenn mehr als 95% der Bevölkerung gegen eine bestimmte Infektionskrankheit geimpft sind, da hierdurch eine Herdenimmunität gegeben ist (s. Abb). Diese reduziert das Risiko, dass es zu einem Ausbruch der Erkrankung kommt signifikant, da die Infektionskette im Idealfall unterbrochen werden kann. Die Herdenimmunität wird bestimmt durch die Kontagiösität der Infektion, der Wirksamkeit des verwendeten Impfstoffes sowie der Lebenserwartung.
Alle für Einen
Zusammenfassend schützen Impfungen nicht nur das eigene Leben, sondern auch das unserer Mitmenschen. Es sollte jede Gelegenheit wahrgenommen werden, seinen Impfschutz überprüfen zu lassen, ein immunologisches Zuviel an Impfungen gibt es nicht. Jede Impfung zur Vorbeugung ist besser als eine Therapie mit Antiinfektiva. Man kann auch sagen, willst Du nicht geimpft werden, probiere die Krankheit.
Autor: Univ.-Prof. Dr. Florian Thalhammer
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