Mit Frühlingsanbruch beginnt auch die Zeckensaison in Österreich. Alle Jahre wieder wird die Schutzimpfung empfohlen, doch wogegen genau schützen wir uns eigentlich damit?
Wo und wann trifft man auf Zecken?
Zecken gehören zu den Spinnentieren, erwachsene Tiere haben daher wie die Spinnen 8 Beine.
Sie bevölkern weltweit fast alle Klimazonen, in Österreich sind etwa 18 Arten heimisch. Diese sind jeweils auf bestimmte Wirtstiere spezialisiert. Für die in Österreich lebende Bevölkerung ist in erster Linie der Gemeine Holzbock relevant.
Ausgewachsene Zecken können mehrere Jahre alt werden, jedoch sind sie nur bei Temperaturen von über 7 Grad auf aktiver „Opfersuche“. Das ist der Grund, warum auch in wärmeren Wintern mit einem Zeckenstich gerechnet werden muss. Üblicherweise ist die „Zeckensaison“ aber von März bis November.
Der natürliche Lebensraum sind Wälder und Wiesen, die meisten Zeckenarten lauern. Das bedeutet, dass sie an einer exponierten Stelle (Grashalm oder niedriges Gebüsch) darauf warten, dass ein potentieller Wirt vorbeikommt und sie beim Vorbeigehen abstreift.
Welche Krankheiten können Zecken übertragen?
In Mitteleuropa gibt es praktisch nur zwei Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden. Die Borrelien (Bakterien) sind sehr häufig und fast in ganz Europa verbreitet, während das FSME Virus nur auf gewisse Gebiete beschränkt ist.
Bei uns sind in erster Linie die Täler und Niederungen in Kärnten, Steiermark, Niederösterreich und Oberösterreich von FSME betroffen. Dennoch gab es in den letzten Jahren aber zunehmende Fallzahlen in Vorarlberg und Tirol.
In Österreich gibt es auch andere Krankheitserreger, die durch Zecken übertragen werden können, wie z.B. Rickettsien, Babesien und Anaplasmen. Diese sind jedoch sehr selten.
Weltweit gibt es allerdings andere schwerverlaufende, durch Zecken übertragbare Infekte, wie beispielsweise das Rocky Mountains spotted fever in den USA oder das Krim-Kongo Fieber in der Türkei und in Afrika.
Was ist der Unterschied zwischen FSME und Borreliose?
Beide Erkrankungen haben nur eine Gemeinsamkeit: sie werden durch Zecken übertragen.
- Erreger: FSME wird durch Viren verursacht, während Borrelien Bakterien sind.
- Häufigkeit: In Österreich schätzt man, dass etwa 20% der Menschen im Laufe ihres Lebens mit Borrelien infiziert werden. FSME ist aber, auch Dank der hohen Durchimpfungsrate, recht selten.
- Krankheitsbild: FSME verläuft oft wie eine „Sommergrippe“, nur in manchen Fällen kann das Nervensystem involviert sein und es dadurch zu schweren Verläufen kommen. Die Borreliose kann vollkommen symptomlos verlaufen oder auch verschiedene Organe wie Haut, Gelenke, Nervensystem oder das Herz betreffen.
- Vorbeugung: Bei FSME gibt es eine hochwirksame Impfung. Gegen Borreliose ist momentan kein Impfstoff zugelassen.
- Therapie: Bei der FSME gibt es keine spezifische Therapie, daher man kann nur symptomatisch behandeln, während man eine Borreliose in der Frühphase mit Antibiotika recht leicht therapieren kann.
Wogegen wird bei der Zeckenschutzimpfung geimpft?
Die sogenannte „Zeckenschutzimpfung“ ist eine etwas irreführende Bezeichnung. Sie schützt ausschließlich gegen das FSME Virus, nicht aber gegen andere durch Zecken übertragbare Erkrankungen.
Warum ist die Schutzimpfung so wichtig?
Zitat aus dem Österreichischen Impfplan 2018: „In Österreich ist kein Bundesland FSME-frei, daher ist die Impfung für alle in Österreich lebenden Personen zu empfehlen.“
Die Impfung führt zu einem fast 100%igen Impfschutz, daher kann man sie als hocheffektiv bezeichnen. Seit Einführung der Impfung in den 80er Jahren, sind die Erkrankungszahlen in Österreich um fast 90% zurückgegangen.
Laut einer Berechnung konnten im Zeitraum der Jahre 2000-2011 durch die FSME-Impfung in Österreich etwa 4.000 Erkrankungen und zirka 30 Todesfälle vermieden werden.
Autor: OA Dr. Marton Széll
Bilder: Pexels | ZVG